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AutorenbildBusiness Unplugged Redaktion

Ist die Coachingbranche noch zu retten?

Mit wenig Geld viel verdienen...

Schnelles Geld, Arbeiten in der Sonne, wenig arbeiten und viel verdienen, von überall aus der Welt. Täglich werden wir in den sozialen Medien mit Videos und Fotos bombardiert, die uns genau solch ein Leben versprechen. Und seien wir ehrlich: Wer will nicht so ein Leben führen?! Tief in uns wissen wir aber, dass das ein Traum bleiben wird.

Coaching und Speaking

Große Teile der Coaching-Branche sind mittlerweile zu einer Welt des Übertreibens und der falschen Versprechungen geworden. Damit bedienen sie den Traum vieler Menschen, die ihnen anschließend dieses Versprechen teuer abkaufen. Klar, für einige wenige Menschen funktioniert das, aber diese befinden sich wohl im unteren Prozentbereich.


Jeden Tag steht ein neues Opfer auf

Viele angehende Unternehmer:innen und Gründer:innen lassen sich von dieser “Fake-Welt” blenden und überweisen im guten Glauben tausende Euro an fragwürdige Coaches. Aber wer sind diese Personen? Wer springt darauf an, wenn ein Coach potenziellen Kunden empfiehlt: “Setz dir eine Brille auf, dann wirkst du intelligenter”. Die Branche strotzt nur so vor leeren Versprechungen und fragwürdigen Methoden. Eine Geschäftsidee in die Realität umzusetzen und daraus ein lukratives Business zu machen, erfordert viel Zeit, Herzblut und in den meisten Fällen auch finanzielle Investitionen. Doch diese Wahrheit ist schwer verdaulich und nicht sexy. Viel attraktiver klingen da schon die Versprechen von Abkürzungen und “Life-Hacks”. Ja, man möchte gerne glauben, dass mit wenig Aufwand viel Geld zu verdienen ist. Aber dieser Glaube kommt am Ende einem Großteil der Kunden mehr als teuer zu stehen.


Kein Aufschrei

Jan Böhmermanns Video über die Coachingbranche hat für Aufsehen gesorgt. Gewundert hat sich aber keiner. Die Reaktionen in der Branche? Überschaubar! Viele Coaches hätten die Möglichkeit gehabt, aufzustehen und zu sagen: “So sind wir nicht! Wir generieren Mehrwert für unsere Kunden!”. Stattdessen wird einfach weitergemacht, alles wird totgeschwiegen und es wird sich kaum etwas ändern. Zum Leid der gesamten Branche, vor allem aber zum Leid vieler Kunden.

Meist sind die Marktschreier über einen kurzen Zeitraum erfolgreich, und dann wieder so schnell von der Bildfläche verschwunden, wie sie aufgetaucht sind. In dieser Zeit kann man jedoch absahnen, wenn man die richtigen Versprechen mit dem richtigen Grinsen in die Menge streut.


Ein neuer Modetrend der Coaching-Branche

Heutzutage glaubt jeder, der private Schicksalsschläge oder berufliche Niederlagen einstecken musste, dass er nun dazu berufen ist, allen anderen davon zu erzählen. Er sei jetzt erleuchtet und müsse nun jeden anderen auch erleuchten. Um die eigene Message erfolgreich an ein Publikum zu vermitteln, sollte man dann selbstverständlich eine sündhaft teure Speaker- oder Coachingausbildung über sich ergehen lassen. Dabei wird einem vermittelt, man könne 5.000 Euro, 10.000 Euro oder sogar noch mehr pro Stunde verdienen. Aber nur, weil jemand einmal privat oder beruflich gescheitert ist, verfügt er noch lange über keinen “Proof-of-Concept”, der für andere Menschen von Nutzen ist.


Vorwurf an die Coaches, Speaker und Ausbildner?

Nein, jeder ist seines eigenen Glückes Schmied, heißt es so schön. Natürlich würde man sich ethisches und moralisches Handeln von den Akteuren wünschen. Aber der Käufer entscheidet über den Markt und der Verkäufer bedient diese Nachfrage, wenn Geld damit zu verdienen ist.


Protzen ohne Ende

Nun reicht es natürlich nicht, lediglich Versprechungen vom traumhaften Leben unter die Menschen zu bringen. Man muss Protz, Fülle und Reichtum als erfolgreicher Coach und Speaker schon auch vorleben. Aber seien wir mal ehrlich: Wenn jemand damit prahlt, mehrere tausend Euro für eine Flasche Champagner auszugeben, dann hat derjenige wohl ein Selbstwertproblem, fehlende Demut und vieles noch nicht kapiert, was im Leben wirklich zählt. Das gilt auch für sündhaft teure Uhren. Jeder soll tragen, was er will. Aber in einer Welt, wo sich viele Strom und Heizung nicht mehr leisten können, ist das fehl am Platz. Solche Statusgegenstände sind ein Zeichen von Unerfahrenheit, verminderter Reife und Abgehobenheit. Will man sich von so jemandem wirklich coachen lassen? Besonders peinlich wird es dann, wenn Videos und Fotos mit geborgten Luxuskarossen, Villen oder anderen Wertgegenständen gepostet werden.


Meta-Coaching im Sesselkreis

Die Kreativität des Geldverdienens ist in dieser Branche unendlich. Wenn man keine neuen “Schafe” findet, dann schlachtet man im eigenen Stall. Mittlerweile hat man das Gefühl, alle coachen sich im Kreis selbst. Und meist mit demselben Thema: Kundenfindung. Die meisten Anzeigen stammen von Coaches, die wiederum anderen Coaches zeigen möchten, wie sie mehr Kunden gewinnen können. Schon irgendwie spannend, wie sich die Coaching-Zunft die Zielgruppen zurechtbastelt. Aber ok, coachen kann man schließlich alles und jeden. Sieht man aber genauer hin, so sind diese nur bei der Überschriftenfindung und der Gestaltung von Werbeanzeigen kreativ. Bei genauerem Nachsehen bieten Coaches weitgehend die selben Dienstleistungen an. Und die gibt es selbstverständlich nur dann, wenn vorab mehrere tausend Euro überwiesen werden.

Ist die Coachingbranche noch zu retten?

Der Traum von der großen Bühne

Und dann gibt es noch das Versprechen, dass man selbst Speaker oder Coach werden kann und auf den großen Bühnen dieser Welt seine Weisheiten erzählen darf. Auch dafür hat die Coaching- und Speaker-Branche natürlich eine Lösung parat. Unzählige Menschen haben Speaker- und Coaching-Ausbildungen absolviert und hörten dort genau das, was sie hören wollten: Wie man mit einem vielleicht 45-minütigen Vortrag tausende Euro an Gagen verdient – der Traum angehender Speaker. Denn jeder Veranstalter wartet bestimmt mit offenen Händen darauf, die Message von so vielen neuen, und vor allem unbekannten Speakern zu hören, um das Publikum zu begeistern. 5.000 bis 10.000 Euro an Gagen für einen Auftritt seien überhaupt kein Problem. Aber vorher unbedingt mehrere tausend Euro in sich und seine Speaker-Skills investieren. Grundsätzlich spricht auch nichts gegen Ausbildungen dieser Art. Und jeder, der ernsthaft in Betracht zieht, Speaker oder Coach zu werden, sollte sich dahingehend auch ausbilden lassen. Sehr fragwürdig sind jedoch die Methoden und Versprechungen, mit denen den potenziellen Speaker:innen diese Kurse verkauft werden. Da wird mit Zahlen und Summen jongliert, die nicht der Realität entsprechen.


Und dennoch: Wir brauchen Coaches

In einer Welt, wie wir sie heute vorfinden, benötigt niemand selbsternannte Coaches oder Gurus, die mit ihrem Reichtum protzen und Versprechungen abgeben, man könne ebenso wie sie selbst 50.000 Euro-Uhren tragen oder sündhaft teure Weinflaschen leeren. Was es braucht, sind professionelle Berater und Coaches, die wissen, wovon sie sprechen und die ihre Strategien bereits erfolgreich in der Realität angewandt haben. Solche Menschen kann es vermutlich gar nicht genug geben. Wir brauchen gute Ausbildungen für Gründer:innen und Unternehmer:innen, damit sie langfristig erfolgreich sein können.


Benötigt wird eine Kultur der nachhaltigen Unternehmensgründung und einer fundierten Wissensvermittlung. Gefragt sind Produkte und Dienstleistungen, die Probleme lösen und Unternehmer:innen und Selbstständigen dabei helfen, erfolgreicher zu sein.


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